
S.K.H. Großherzog Adolph
Geboren am
24 Juli 1817
in Biebrich am Rhein, Deutschland
Biografie
Seine Regierungszeit war geprägt vom Respekt vor Verfassung und Institutionen sowie von Mäzenatentum und Wohltätigkeit. Denkmäler in Weilburg, Königstein und Luxemburg bewahren die Erinnerung an einen Monarchen, der Tradition und Moderne miteinander zu verbinden wusste.
Adolph, der spätere Großherzog von Luxemburg und Herzog von Nassau, wurde am 24. Juli 1817 im Schloss Biebrich im Herzogtum Nassau geboren. Er war der älteste Sohn von Herzog Wilhelm und dessen Gemahlin, Herzogin Luise von Sachsen-Hildburghausen. Seine Vornamen - Adolph Wilhelm Carl August Friedrich - verweisen auf die walramische Linie des Hauses Nassau sowie auf die Regierungszeit von König Adolph von Nassau (1292–1298) und bekräftigten bereits bei seiner Geburt seine königliche Abstammung.
Verheiratet mit
Kinder

Porträt von Großherzog Adolph im Holzschnitt von 1890
Photothèque de la Maison grand-ducale, © photo : domaine public
Jugend und Ausbildung
Seine Kindheit verbrachte Prinz Adolph im privaten Rahmen des Schlosses Biebrich, wo er zusammen mit seinen Geschwistern Therese (1815), Moritz (1820) und Marie (1825) unter strenger Beachtung der Hofetikette erzogen wurde.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale
Nach dem frühen Tod seiner Mutter Luise im Jahr 1825 bestellte Herzog Wilhelm Georg Lorberg und Christoph Resius zu Privatlehrern; bald trat Edmond Milne für den Französischunterricht hinzu. Der Lehrplan umfasste klassische Sprachen, Geschichte, Geographie, Mathematik und Militärwissenschaften - insgesamt rund 26 Unterrichtsstunden pro Woche.
Zwischen 1826 und 1832 hoben die Berichte seiner Lehrer Adolphs lebhaften Geist und seine bemerkenswerten Fortschritte hervor, etwa in Lateinübersetzungen und in der Geometrie, die er bereits mit elf Jahren beherrschte. Ausflüge entlang des Rheins sowie Schwimm- und Gymnastikunterricht stärkten seine körperliche Leistungsfähigkeit.
Im Dezember 1828 erhielt der Hof durch die Wiederverheiratung Herzog Wilhelms mit Prinzessin Pauline von Württemberg neuen Aufschwung. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen drei überlebten: Helene (1831), Nikolas (1832) und Sophia (1836), die spätere Königin von Schweden und Norwegen. 1829 führte Philippe Leyendecker pädagogische Reformen ein: Er erteilte Mathematikunterricht in kleineren Gruppen, was die Motivation und das Selbstvertrauen des Prinzen stärkte. Zudem wurde Musikunterricht eingeführt, und Theaterbesuche weckten Adolphs bleibende Liebe zur Kunst.
Jugend und Ausbildung
Ab 1832 beaufsichtigte Major Heinrich von Hadeln die militärische und protokollarische Ausbildung der Prinzen Adolph und Moritz. Nach deren Abschluss wurde Adolph 1835 zum Oberleutnant befördert.

Porträt des Herzogs Adolph von Nassau
© Fotosammlung / Cour grand-ducale
Von da an nahm er an österreichischen und nassauischen Manövern teil, bei denen seine Reitkunst und sein Sinn für Disziplin besonders gelobt wurden. Sein Lehrplan wurde um neue Fächer erweitert: Er erlernte nun auch Englisch, Griechisch und deutsche Literatur und verfasste historische Aufsätze. Im November 1836 schloss er seine Schulausbildung ab; laut den Kommentaren seiner Lehrer zeichnete er sich durch Fleiß, Verantwortungsbewusstsein und ein reges Interesse an öffentlichen Angelegenheiten aus.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale
Auf Empfehlung des Juristen Carl Jarcke begannen die Prinzen Adolph und Moritz im Januar 1837 einen achtzehnmonatigen Privatunterricht in Wien. Trotz zahlreicher Ablenkungen durch Hofaudienzen, das kaiserliche Theater und aristokratische Salons hoben ihre Lehrer den Eifer der beiden hervor. Das Unterrichtsprogramm umfasste nun auch praktische Übungen (Befestigungsanlagen, Waffenhandhabung), Musikunterricht und Ausflüge. Während eines zweiten Aufenthalts in Wien (Oktober 1837 bis Mitte 1838) erwarb der spätere Herzog Adolph schließlich nahezu perfekte Französischkenntnisse.
Große Reise und Thronbesteigung
Im Juni 1838 begleitete Kronprinz Adolph seinen Vater, Herzog Wilhelm von Nassau, nach England zur Krönung Königin Victorias. Während dieser Reise erhielt er Einblick in die britischen parlamentarischen Traditionen und knüpfte erste diplomatische Kontakte. Anschließend führte sie ihr Weg nach Den Haag und Bad Ems, wo sich Gelegenheiten boten, die Beziehungen zu den niederländischen und deutschen Höfen zu festigen. Nach der Rückkehr nach Weilburg erlitt Herzog Wilhelm einen Schlaganfall und verstarb unerwartet am 20. August 1839. Mit nur 22 Jahren trat Prinz Adolph die Nachfolge an und übernahm die Regierung des Herzogtums Nassau.
Ehen und Innenpolitik
In den ersten Jahren seiner Herrschaft widmete sich Herzog Adolph vor allem der Jagd und dem Reitsport. Trotz seiner jovialen Art war er den Ratschlägen seiner Minister kaum zugänglich und vertrat in politischen Fragen eine ausgesprochen konservative Haltung.
Gleichwohl war seine Regierungszeit von der Modernisierung des Herzogtums geprägt, insbesondere durch den Bau von Eisenbahnlinien und die Förderung des Kurwesens in Wiesbaden, die zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung beitrugen.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale
1844 heiratete Adolph Großfürstin Elisabeth Michailowna von Russland. Doch bereits ein Jahr später starb sie bei der Geburt einer Tochter, die ebenfalls nicht überlebte. Von diesem schweren Verlust getroffen, ließ Herzog Adolph zu ihrem Andenken auf den Höhen Wiesbadens die orthodoxe Kirche St. Elisabeth errichten, die fortan als ihre Grabstätte diente.
1851 ging er eine zweite Ehe mit Prinzessin Adelheid Marie von Anhalt-Dessau ein. Aus dieser Verbindung gingen fünf Kinder hervor, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten: Prinz Wilhem (1852–1912), der spätere Großherzog von Luxemburg, und Prinzessin Hilda (1864–1952), die spätere Großherzogin von Baden.

Postkarte von 1901 zur Goldenen Hochzeit von Großherzog Adolph von Luxemburg und Großherzogin Adelheid-Marie. Die vier Medaillons enthalten gemalte und fotografische Porträts von Großherzog Adolph und seiner Ehefrau.
© Fotosammlung / Cour grand-ducale
ie revolutionäre Bewegung von Februar und März 1848 stellte Adolph vor die „neun Forderungen der Nassauer“, die die liberalen Bestrebungen der Bürger zum Ausdruck brachten: eine demokratische Verfassung, Pressefreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und eine gewählte Volksvertretung. Während sich der Herzog zunächst in Berlin aufhielt, kehrte er eilig nach Wiesbaden zurück, wo sich fast 40.000 Menschen vor dem Herzogspalast versammelt hatten. Am 4. März trat er auf den Balkon des Schlosses, versprach Reformen und beendete die Krise durch eine friedliche Geste ohne Blutvergießen. In der Folge leitete er eine für die deutschen Staaten einzigartige Verfassungsreform ein.
In seinem Tagebuch hielt er die Eindrücke dieser Tage fest: Er verzichtete auf die Vorrechte eines absoluten Monarchen, betonte jedoch zugleich die erneuerte Verbindung zwischen Herrscher und Untertanen.
Nach 1848 musste Adolph die Umsetzung der Reformen mit einer mehrheitlich liberalen Ständeversammlung aushandeln und zugleich seine dynastischen Interessen wahren. Als Gegner der preußischen Vorherrschaft bevorzugte er in Bundesangelegenheiten den Einfluss Österreichs. Der Finanzkompromiss von 1861 führte zu einer teilweisen Trennung seiner privaten Domänen vom Staatshaushalt, doch die Spannungen mit den liberalen Abgeordneten blieben bestehen. Gleichzeitig prägte sein Mäzenatentum die Entwicklung Wiesbadens, dessen Einwohnerzahl von 11.000 im Jahr 1815 auf 27.000 im Jahr 1866 anstieg: neue neoklassizistische Bauwerke, öffentliche Parks und städtische Einrichtungen verliehen der Residenzstadt ihr charakteristisches Gepräge.
Verlust des Herzogtums Nassau, Exil und Entschädigung
1866 zog der österreichisch-preußische Konflikt um die Herzogtümer Schleswig und Holstein das Herzogtum Nassau in den Krieg.
Als treuer Anhänger des Deutschen Bundes mobilisierte Herzog Adolph seine Truppen zugunsten der Habsburger Österreichs. Die Niederlage bei Königgrätz und der rasche Vormarsch der preußischen Truppen machten den Widerstand der nassauischen Brigade trotz ihres Kampfgeistes jedoch vergeblich. Die Besetzung Wiesbadens durch preußische Truppen am 18. Juli zwang den Herzog ins Exil; das Herzogtum Nassau wurde am 7. September ohne Volksabstimmung von Preußen annektiert.
Adolph verhandelte daraufhin den Verlust seines Herzogtitels und seiner Souveränität gegen 15 Millionen Gulden in preußischen Anleihen sowie den Erhalt seiner privaten Ländereien, wodurch er seine finanzielle Sicherheit bewahrte.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale
Adolph lebte nacheinander in Rumpenheim, Königstein und Wien, unterhielt einen Hofstaat von über 140 Personen und widmete sich philanthropischen Aktivitäten, insbesondere der Unterstützung nassauischer Kriegsveteranen des Österreichisch-Preußischen Krieges.
Der 1867 mit Preußen unterzeichnete Vertrag sicherte ihm Einkünfte in Höhe seines früheren Hofbudgets, die es ihm - neben dem Erhalt seiner früheren Paläste - ermöglichten, 1870 das Schloss Hohenburg bei Lenggries in Bayern zu erwerben.
Thronbesteigung in Luxemburg
Im April 1889 kam Adolph als Regent für den schwer erkrankten König und Großherzog der Niederlande, Wilhelm III., nach Luxemburg.
Seine Ankunft löste in der luxemburgischen Bevölkerung zunächst gewisse Unruhe aus: In nassauischer Uniform und mit einem Helm, der an die preußischen Pickelhauben erinnerte, rief er noch immer sensible und teils schmerzliche Erinnerungen an die Präsenz der preußischen Garnison in der ehemaligen Bundesfestung wach.
Trotz dieses anfänglichen Ungeschicks etablierte sich Adolph rasch als Regent, der den lokalen Bräuchen gegenüber aufgeschlossen war. In den Regierungsangelegenheiten hielt er sich zurück und überließ es Staatsminister Paul Eyschen, das Land unter Wahrung der Institutionen zu führen.

Vereidigung des Herzogs Adolph von Nassau als Regent
© Fotosammlung / Cour grand-ducale
Die Verbindung, die er zu Luxemburg aufgebaut hatte, festigte sich während einer zweiten Regentschaftsperiode im Jahr 1890, in den Wochen vor dem Tod Wilhelms III., des letzten Nassauer aus dem ottonischen Zweig. Nach dessen Tod trat die im Familienpakt von 1783 festgelegte Thronfolge in Kraft, durch die Adolph und der walramische Zweig des Hauses Nassau die Erbfolge auf dem großherzoglichen Thron antraten. In seiner Vereidigungsrede erklärte Großherzog Adolph mit den in die Geschichte eingegangenen Worten:
Von heute an bin ich Luxemburger wie Sie, meine Herren - Luxemburger mit Herz und Seele.

S.K.H. Großherzog Adolph

Fotografie von Großherzog Adolph auf dem Balkon des großherzoglichen Palastes im Jahr 1896
© Fotosammlung / Cour grand-ducale

1890: Familienfoto auf dem Balkon des großherzoglichen Palastes
© Fotosammlung / Cour grand-ducale
Auch nachdem er Großherzog von Luxemburg geworden war, verbrachte Adolphe weiterhin einen Großteil des Jahres im Ausland. Dies beunruhigte die luxemburgische Bevölkerung, die sich wünschte, der neue Großherzog möge seinen ständigen Wohnsitz im Großherzogtum nehmen. Tatsächlich teilte der Herrscher seine Zeit zwischen seinen Residenzen in Königstein und Hohenburg auf und hielt sich regelmäßig an der italienischen Küste in Abbazia und Santa Margherita auf, wo das mildere Klima für die Gesundheit eines 73-Jährigen förderlich war.
Gleichzeitig war Adolph sich bewusst, dass sich die neue Dynastie dauerhaft in Luxemburg niederlassen musste. 1891 initiierte er daher ein ehrgeiziges Projekt zur Umgestaltung des ehemaligen Rathauses in einen Palast, der der großherzoglichen Familie würdig war. Mit den Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten wurde der Brüsseler Architekt Gédéon Bordiau betraut, der bereits für das großherzogliche Paar in Königstein gearbeitet hatte, unterstützt vom luxemburgischen Staatsarchitekten Charles Arendt. Zudem stellte Adolph das Schloss Berg seinem Sohn, dem Erbgroßherzog Wilhelm, zur Verfügung, damit dieser sich dort mit seiner Familie niederlassen konnte.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale
Privatleben und letzte Lebensjahre
Zeit seines Lebens begeisterte sich Großherzog Adolph für Sport und Jagd. Noch im hohen Alter von 77 Jahren führte er auf seinen bayerischen Besitzungen das Eislaufen und Skifahren ein. Bekannt war er auch als unerschrockener Reiter, der in rasantem Tempo durch die Parks entlang der Petrusse in Luxemburg galoppierte.

Photogravüre von Herzog Adolph von Nassau in Militäruniform
© Fotosammlung / Cour grand-ducale
Großherzog Adolph starb am 17. November 1905 auf Schloss Hohenburg, wohin er sich im Alter zurückgezogen hatte. In Luxemburg wurde ihm eine nationale Ehrung zuteil. Zunächst fand er seine letzte Ruhe in einem schlichten Denkmal im Wald des Schlosses, neben den Überresten seiner früh verstorbenen Kinder. 1953 wurde sein Sarg in die Fürstengruft von Weilburg überführt, die Grablege der protestantischen Mitglieder des Hauses Nassau.
Seine Regierungszeit war geprägt vom Respekt vor Verfassung und Institutionen sowie von Mäzenatentum und Wohltätigkeit. Denkmäler in Weilburg, Königstein und Luxemburg bewahren die Erinnerung an einen Monarchen, der Tradition und Moderne miteinander zu verbinden wusste.