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Biografie

Geprägt von politischen Spannungen, dem Ersten Weltkrieg und den Herausforderungen einer jungen, tiefgläubigen Staatschefin, steht ihr Leben als Zeugnis einer Epoche voller sozialer und politischer Umwälzungen.

Marie Adelheid war die älteste der sechs Töchter des Erbgroßherzogs Wilhelm und der Prinzessin Maria Anna von Braganza, die aus der Verbindung des Hauses Nassau-Weilburg mit der ehemaligen portugiesischen Königsfamilie hervorging. Ihre Geburt am 14. Juni 1894 im Schloss Berg wurde mit großer Freude aufgenommen und durch nationale Feierlichkeiten gewürdigt. Das Großherzogtum begrüßte seine erste Prinzessin seit mehreren Jahrhunderten auf heimischem Boden - ein bedeutendes Ereignis, das Hoffnungen auf eine vielversprechende Zukunft für die Nation weckte.

Sohn / Tochter von

Geschwister

Portrait de la Grande-Duchesse Charlotte

I.K.H. Großherzogin Charlotte

I.K.H. Prinzessin Hilda von Luxemburg

I.K.H. Prinzessin Antonia von Luxemburg

I.K.H. Prinzessin Elisabeth von Luxemburg

I.K.H. Prinzessin Sophie von Luxemburg

Prinzessin Marie-Adélaïde und ihre Schwestern

Prinzessin Marie-Adélaïde und ihre Schwestern

© Fotosammlung / Cour grand-ducale

Prägungsjahre: Glaube und Familie

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Prinzessin Marie Adelheid wurde am 16. Juni 1894 im Schloss Berg getauft. Sie wuchs im streng katholischen Glauben ihrer Mutter auf und entwickelte eine tiefe, persönliche Spiritualität. Diese aufrichtige religiöse Überzeugung prägte ihre Persönlichkeit nachhaltig und beeinflusste später ihre Entscheidungen als Monarchin. Trotz ihrer Frömmigkeit entfaltete sie eine ausgeprägte Neugier für die Naturwissenschaften und zeigte eine bemerkenswerte Tierliebe: So zog sie drei Bärenjungen auf, bis diese zu groß wurden und in den Münchner Zoo gebracht wurden.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Im Alter von 17 Jahren vertraute sie ihrer Mutter ihren Wunsch an, ins Kloster einzutreten, und schlug sogar vor, dass ihre jüngere Schwester Charlotte die Thronfolge übernehmen solle. Diese spirituelle Neigung wurde sicherlich durch das Leid ihres Vaters, Großherzog Wilhelm IV., verstärkt, der nach mehreren Schlaganfällen an einer Krankheit litt, die ihn zunehmend an der Ausübung seines Amtes hinderte. Die Familie konnte daher nur schwer eine ständige Präsenz in Luxemburg aufrechterhalten.

Ab 1906 verbrachten Marie Adelheid und ihre Schwestern ihre Zeit zwischen Schloss Hohenburg in Bayern, wo ihr Vater medizinisch behandelt wurde, Schloss Königstein, dem Wohnsitz ihrer Großmutter väterlicherseits, Großherzogin Adelheid Marie, und Luxemburg, wo die Prinzessinnen begannen, repräsentative Aufgaben zu übernehmen. Im Sommer 1906 nahmen Marie Adelheid und Charlotte am „Blumenfest“ teil, das vom Comité Luxembourg-Attractions, dem Vorläufer des Fremdenverkehrsamtes der Stadt Luxemburg, organisiert wurde. Diese ersten öffentlichen Erfahrungen trugen dazu bei, die zukünftige Großherzogin mit den Aufgaben des Staatslebens vertraut zu machen.

Erbfolge-Krise und Thronbesteigung

Im Jahr 1907 sah sich das Großherzogtum mit einer Erbfolge-Krise konfrontiert. Die Aphasie und der sich verschlechternde Gesundheitszustand von Großherzog Wilhelm IV. machten die Geburt eines männlichen Erben zunehmend unwahrscheinlich.

© Collections de la Cour grand-ducale

Ein Cousin, Sohn einer morganatischen Ehe zwischen Adolphs Bruder, Prinz Nikolaus von Nassau, und der Tochter des russischen Dichters Alexander Puschkin, erhob Anspruch auf den Thron und das Familienerbe. Dieser Anspruch stieß insbesondere bei liberal-sozialistischen Abgeordneten, darunter Michel Welter, auf Unterstützung, was die politische Lage zusätzlich verkomplizierte.

Großherzog Wilhelm IV. beendete diese Ungewissheit, indem er durch eine Änderung des Familienpakts von 1783 das Recht von Prinzessin Marie Adelheid auf die Thronfolge formell bestätigte. Damit wurde sie offiziell Großherzogin und Thronfolgerin. Diese Entscheidung regelte die Thronfolge zwar rechtlich, beseitigte aber nicht sofort alle politischen Spannungen. Nach dem Tod des Großherzogs im Jahr 1912 und nach einer sechsmonatigen Regentschaft ihrer Mutter, Großherzogin Maria Anna, bestieg die 18-jährige Marie Adelheid den Thron. Am 18. Juni 1912 legte sie feierlich vor der Regierung und der Abgeordnetenkammer ihren Eid ab und trat eine kurze, aber turbulente Regierungszeit an.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Anfänge der Regierungszeit: politische Spannungen und religiöser Einfluss

Großherzogin Marie-Adélaïde

Offizielles Porträt von I.K.H. Großherzogin Marie-Adélaïde von Luxemburg

© Fotosammlung / Cour grand-ducale

Obwohl die Regierungszeit von Marie Adelheid zunächst wohlwollend aufgenommen wurde - insbesondere vom erfahrenen Premierminister Paul Eyschen - kam es in der Abgeordnetenkammer schnell zu politischen Konflikten. Der linke Block kritisierte scharf die offensichtliche Zurückhaltung der Großherzogin, das neue Schulgesetz zu verkünden, das den Einfluss des Klerus auf die Lehrerausbildung einschränken sollte. Die katholische Kirche lehnte das Gesetz vehement ab.

Bischof Jean Joseph Koppes führte eine intensive Kampagne gegen das Gesetz und nutzte Hirtenbriefe sowie Predigten, um die öffentliche Meinung auf seine Seite zu ziehen. Angesichts dieses Drucks zögerte Marie Adelheid zunächst, dem Gesetz zuzustimmen, und berief sich dabei auf Artikel 34 der Verfassung. Auf Drängen von Premierminister Eyschen unterzeichnete sie es jedoch schließlich am 10. August 1912. Diese Episode verdeutlichte die Spannungen zwischen ihren persönlichen Überzeugungen, den Anforderungen einer konstitutionellen Monarchie und den gegensätzlichen politischen und religiösen Kräften.

Eine neue Krise entfachte 1915, als Marie Adelheid die Ernennung von Bürgermeistern in Differdingen und Hollerich ablehnte, die als antiklerikal galten. Ebenso verweigerte sie die Ernennung ihres ehemaligen Hauslehrers Édouard Oster zum Leiter der Lehrerbildungsanstalt. Diese Entscheidungen lösten eine Ministerkrise aus, die sich nach dem Tod von Paul Eyschen zu einer Regierungskrise auswuchs. Unter der Führung des Rechtsanwalts Hubert Loutsch wurde eine neue konservative Regierung gebildet, die jedoch ausschließlich aus Ministern der Rechten bestand - einer Partei, die in der Kammer keine Mehrheit hatte.

Um diese Pattsituation zu überwinden, machte Marie Adelheid von ihrem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch, die Kammer aufzulösen, und berief Neuwahlen ein. Diese stärkten die rechte Partei, deren klerikale Sympathien mit ihren eigenen übereinstimmten, erheblich. Die Linke hingegen wertete diesen Schritt als Versuch, die parlamentarische Demokratie zu untergraben. Besonders die Liberalen verschärften ihre antimonarchistische Kritik. Trotz der Annäherung der Regierung Loutsch und ihrer konservativen Unterstützer an die für die Regierungsbildung erforderliche parlamentarische Mehrheit blieben sie in der Kammer weiterhin in der Minderheit und wurden nach Wiederaufnahme der parlamentarischen Arbeit umgehend gestürzt.

Der Krieg und der Verlust der Unterstützung

Die internen politischen Auseinandersetzungen verschärften sich erheblich durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die Besetzung Luxemburgs durch deutsche Truppen im August 1914. Die Neutralität des Landes wurde verletzt, und die Entscheidung von Marie Adelheid, Kaiser Wilhelm II. zu empfangen, während sich das deutsche Hauptquartier in Luxemburg niedergelassen hatte, stieß auf heftige Kritik.

Obwohl diese Initiative in erster Linie auf Premierminister Paul Eyschen zurückging, trug sie dazu bei, den Eindruck einer pro-deutschen Ausrichtung des Hofes zu verstärken. Dieses Bild, ob gerechtfertigt oder nicht, schadete der Popularität der Großherzogin erheblich. Dennoch sei daran erinnert, dass Minister Eyschen und die Großherzogin Protesttelegramme nach Berlin geschickt hatten, um die Verletzung der luxemburgischen Neutralität anzuprangern.

Ab 1916 wurde die politische Position von Marie Adelheid zunehmend unhaltbar. Die rasche Abfolge kurzlebiger Regierungen konnte weder das Vertrauen der Bevölkerung wiederherstellen noch die Nahrungsmittelknappheit lindern. Die zurückhaltende Art der Monarchin wurde von Teilen der Öffentlichkeit als Unentschlossenheit oder Abwesenheit gedeutet.

Hinzu kam die Verlobung ihrer Schwester Prinzessin Antonia mit Rupprecht, dem Kronprinzen von Bayern und einer führenden Persönlichkeit der deutschen Armee, die den Verdacht und die Kritik an einer vermeintlichen Deutschfreundlichkeit der großherzoglichen Familie weiter verstärkte.

Abdankung und Exil: eine Nation in Gefahr

21 novembre 1918 - Les troupes américaines entrent à Luxembourg-ville.

21 novembre 1918 - Les troupes américaines entrent à Luxembourg-ville.

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Im September 1918 wurde unter der Führung von Émile Reuter eine Einheitsregierung gebildet. Nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands machte Premierminister Reuter die Sicherung der Unabhängigkeit Luxemburgs, die durch eine mögliche Annexion durch Belgien bedroht war, zu seiner obersten Priorität.

Ein entscheidendes Treffen mit dem französischen Außenminister Stephen Pichon zeigte jedoch, dass die Alliierten kein Vertrauen mehr in Marie Adelheid hatten, die Unabhängigkeit des Landes zu gewährleisten. Der Verlust der internationalen Unterstützung in Verbindung mit der innenpolitischen Krise brachte Luxemburg in eine kritische Lage.

Um die Gründung einer Republik oder eine Annexion zu verhindern, schlug die Regierung eine ungewöhnliche, aber pragmatische Lösung vor: die Abdankung von Marie Adelheid zugunsten ihrer Schwester Prinzessin Charlotte, deren Thronbesteigung anschließend durch ein Referendum bestätigt werden sollte.

Sich der Folgen für ihr Land bewusst, willigte Großherzogin Marie Adelheid ein, abzudanken. Sie unterzeichnete die Abdankungsurkunde am 13. Januar 1919 und verließ Luxemburg am 28. Januar in Richtung Schweiz. Dies war der Beginn eines Exils, das bis zu ihrem Tod andauern sollte.

Letzte Jahre: Glaube, Krankheit und Vermächtnis

Im September 1920 trat Marie Adelheid in den Karmeliterorden von Modena ein, in der Hoffnung, dort ihr Gelübde abzulegen. Ihre bereits zuvor angeschlagene Gesundheit machte dies jedoch unmöglich. Dennoch setzte sie ihre religiöse Berufung bei den Kleinen Schwestern der Armen in Rom fort, bis eine Paratyphuserkrankung dieses Vorhaben beendete.

S.A.R. la Grande-Duchesse Marie-Anne entourée de ses six filles adultes

S.A.R. la Grande-Duchesse Marie-Anne entourée de ses six filles adultes

Source : Collection photographique de la Maison grand-ducale

Während ihrer Genesung begab sie sich nach Hohenburg, dem bayerischen Wohnsitz der großherzoglichen Familie, um sich dort pflegen zu lassen. Nach einer vorübergehenden Besserung schrieb sie sich an der Universität München ein, um Medizin zu studieren. Bereits im November 1923 erlitt sie jedoch einen Rückfall, und ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich rasch. Marie Adelheid verstarb am 24. Januar 1924 im Alter von 29 Jahren, begleitet von ihrer Mutter. Ihr Leichnam wurde zunächst in der Kapelle des Schlosses Hohenburg beigesetzt; erst 1947 kehrten ihre sterblichen Überreste nach Luxemburg zurück und wurden in der großherzoglichen Krypta der Kathedrale Unserer Lieben Frau von Luxemburg überführt.

Mehr als ein Jahrhundert nach ihrem Tod bleibt die Regierungszeit von Großherzogin Marie Adelheid umstritten. Sie war kurz, aber intensiv und markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung der luxemburgischen konstitutionellen Monarchie hin zu mehr Modernität. Geprägt von politischen Spannungen, dem Ersten Weltkrieg und den Herausforderungen einer jungen, tiefgläubigen Staatschefin, steht ihr Leben als Zeugnis einer Epoche voller sozialer und politischer Umwälzungen.

Fotos der Großherzogin Marie-Adélaïde

Porträt von Großherzogin Marie-Adélaïde

Porträt von Großherzogin Marie-Adélaïde

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Prinzessin Marie-Adélaïde mit ihren Schwestern

Prinzessin Marie-Adélaïde mit ihren Schwestern

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Porträt von Prinzessin Marie-Adélaïde

Porträt von Prinzessin Marie-Adélaïde

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Großherzogin Marie-Adélaïde mit ihren Schwestern, den Prinzessinnen Charlotte, Hilda und Antonia im Park von Schloss Berg

Großherzogin Marie-Adélaïde mit ihren Schwestern, den Prinzessinnen Charlotte, Hilda und Antonia im Park von Schloss Berg

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Porträt von Prinzessin Marie-Adélaïde

Porträt von Prinzessin Marie-Adélaïde

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Porträt von Großherzogin Marie-Adélaïde

Porträt von Großherzogin Marie-Adélaïde

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Porträt von Großherzogin Marie-Adélaïde

Porträt von Großherzogin Marie-Adélaïde

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Großherzogin Marie-Adélaïde

Großherzogin Marie-Adélaïde

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg

Großherzogin Adélaïde-Marie und Großherzogin Maria Anna mit ihren sechs Töchtern

Großherzogin Adélaïde-Marie und Großherzogin Maria Anna mit ihren sechs Töchtern

© Fotosammlung / Maison grand-ducale de Luxembourg