Großherzoglicher Palast
Seit 1895 dient der großherzogliche Palast als Amtssitz des Großherzogs bei der Ausübung seiner Funktion als Staatsoberhaupt. Die Verwaltung des Hauses des Großherzogs ist ebenfalls im Palast und seinen Nebengebäuden untergebracht.
Die Geschichte des Gebäudes, geprägt von verschiedenen Nutzungen und Bauphasen, reicht bis in die frühen 1570er Jahre zurück.
Damals musste das ehemalige Rathaus nach der Explosion des Pulverlagerbestandes im Dachboden des Franziskanerklosters – die 1554 den Brand des Gebäudes verursachte – vollständig neu errichtet werden. Die Renaissance-Fassade stammt aus dieser Zeit.
Im 18. Jahrhundert erweitert, wurde das Rathaus nacheinander zur „Zentralverwaltung“ und anschließend zum „Palais der Präfektur“ des Forstdepartements, dessen Hauptstadt Luxemburg ab 1795 war. Unter König-Großherzog Wilhelm I., Prinz von Oranien-Nassau diente es als Sitz der Regierung sowie verschiedener Verwaltungsorgane, unter anderem der Provinzialstände und bis 1859 der Abgeordnetenkammer.

© Maison du Grand-Duc / Sophie Margue
Nach dem Tod von König-Großherzog Wilhelm III. im November 1890 hoffte die luxemburgische Bevölkerung, dass sich die großherzogliche Familie dauerhaft auf nationalem Boden niederlassen würde. Doch Großherzog Adolph zog nicht sofort nach Luxemburg. Das ehemalige Rathaus, ursprünglich als Verwaltungsgebäude konzipiert, entsprach nicht den Anforderungen eines fürstlichen Hofes. Auch das Schloss Walferdingen erwies sich als zu feucht und zu klein, um den gesamten Hofstaat aufzunehmen.

Porche d’entrée du Palais, avril 1939
Photothèque de la Maison grand-ducale, © Cour grand-ducale / photographe inconnu
Adolph und Großherzogin Adelheid Marie hielten sich überwiegend im Ausland auf, insbesondere in den Schlössern Königstein im Taunus und Hohenburg in Bayern sowie in den Bade- und Kurorten Abbazia an der Adria und Santa Margherita am Golf von Genua. Parallel dazu erwarb Adolph das Schloss Berg von der niederländischen Regentin, wo sich der Erbgroßherzog, der spätere Wilhelm IV., niederließ.
In diesem Kontext begann Adolph 1891 mit dem Umbau des ehemaligen Rathauses zur offiziellen Residenz, um die Kosten für den Bau eines neuen Palastes zu vermeiden.

Façade du Palais grand-ducal pendant les travaux d’extension et de rénovation des années 1890
Photothèque de la Maison grand-ducale, droit commun / Charles Bernhoeft

Façade du Palais grand-ducal avant les travaux de transformation ordonnés par le Grand-Duc Adolphe
Photothèque de la Maison grand-ducale, droit commun / Charles Bernhoeft
Er beauftragte den Brüsseler Architekten Gédéon Bordiau, der bereits seinen Umbau des Schlosses Königstein durchgeführt hatte. Dieser arbeitete mit dem Staatsarchitekten Charles Arendt (1825–1910) zusammen. Die 1895 abgeschlossenen Arbeiten umfassten den Bau eines neuen Flügels – später „Badeflügel“ genannt – und verschafften der jungen Dynastie einen würdigen Palast.
Der großherzogliche Palast wurde daraufhin mit erlesenem Mobiliar und Kunstobjekten ausgestattet, Schätzen aus dem Hause Nassau, die bis dahin auf die Schlösser Biebrich, Wiesbaden, Weilburg, Frankfurt, Walferdingen und Wien verteilt waren. Das großherzogliche Paar zog am 2. Dezember 1895 offiziell ein.

Projet de restauration de l’ancien Hôtel de Gouvernement à Luxembourg par l’architecte d’État Charles Arendt, 1891
Archives de la Maison grand-ducale, © Maison du Grand-Duc
Die Umgestaltung diente auch dazu, die Dynastie in der damals im Aufbau befindlichen nationalen Geschichte zu verankern.
Mit Unterstützung des Historikers Nicolas van Werveke und des Künstlers Michel Engels wurde das Bauprojekt von einem ikonographischen Programm getragen, das die Geschichte des Landes in Erinnerung rief. Großherzog Adolph, ein Prinz deutscher Herkunft, wollte so seine Verbundenheit mit Luxemburg und seinen Willen zur Integration durch einen in Stein gemeißelten historischen Symbolismus bezeugen.
Diese Erinnerungsgestaltung zeigt sich in der Inschrift großer Daten der Luxemburger Geschichte und in Anspielungen auf heroische Figuren wie Melusina, Gräfin Ermesinde, Graf Heinrich VII. oder Johann den Blinden, die in der Historiographie des späten 19. Jahrhunderts als Symbole dynastischer Kontinuität und Legitimität stilisiert wurden. Auch Brüche, wie der Dynastiewechsel unter Philipp von Burgund im 15. Jahrhundert, wurden einbezogen.
Am 10. Mai 1940, mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Luxemburg, ging die großherzogliche Familie ins Exil. Der Palast, an die Stadt Luxemburg übergeben, zeigte an seiner Fassade die Hakenkreuzfahnen. Er wurde zu einem „Künstlerheim“ und Konzertsaal umfunktioniert und beherbergte auch eine Schankwirtschaft im heutigen „Balance-Saal“.

La Grande-Duchesse Charlotte, le Prince Félix et le Prince Jean acclamés par la foule massée devant le Palais
Photothèque de la Maison grand-ducale, © Germaine van Parys

Drapeau luxembourgeois flottant sur la façade du Palais
Photothèque de la Maison grand-ducale, © Cour grand-ducale / photographe inconnu
Von 1991 bis 1995 verschwand der Palast hinter Gerüsten.

La toiture du Palais grand-ducal sous la coupole provisoire installée lors des travaux de rénovation du début des années 1990
Collections privées, © Cour grand-ducale

Fresques découvertes lors du chantier de rénovation de la Salle d’Armes
Collections privées, © Cour grand-ducale

Façade du Palais grand-ducal lors des travaux de rénovation des années 1990
Collections privées, © Cour grand-ducale
Die Architekten Daniel Gaymard (Straßburg) und Robert Braun (Luxemburg) erhielten den Auftrag für die Fassaden und Innenräume. Leitgedanke war eine „restaurierende Rekonstruktion“, die den Glanz des Palastes Adolphs wiederherstellen sollte. Der Hof zog vorübergehend in die Villa Vauban, heute Museum für Kunst der Stadt Luxemburg, um.

La Salle des Fêtes dans les années 1970
Photothèque de la Maison grand-ducale, © Cour grand-ducale / photographe inconnu

Premier étage du Palais grand-ducal au début des années 2000
Photothèque de la Maison grand-ducale, © Cour grand-ducale / Emmanuel Scorceletti
Während der Sommermonate öffnet der großherzogliche Palast, Symbol der luxemburgischen Monarchie, seine Türen für die Öffentlichkeit. Geführte Besichtigungen werden vom Luxembourg City Tourist Office organisiert, die Einnahmen kommen der Stiftung des Großherzogs und der Großherzogin zugute.
Comment visiter le Palais grand-ducal ?
Le Palais grand-ducal est ouvert au public une partie de l'année. Découvrez toutes les informations pratiques pour préparer votre visite.