Das Staatsoberhaupt
Die Residenzen
Artikel 44 der Verfassung stellt dem Großherzog für die Ausübung seines Amtes Residenzen zur Verfügung. So dient der großherzogliche Palast als sein Arbeitsplatz und das Schloss Berg als seine Residenz.

Der großherzogliche Palast
Seit mehr als einem Jahrhundert dient der großherzogliche Palast als offizielle Residenz des Großherzogs zur Ausübung seiner Pflichten. Der Palast befindet sich im Herzen der Stadt Luxemburg und symbolisiert die Nähe zwischen der großherzoglichen Familie und der Bevölkerung.
Vom Rathaus zum Regierungsgebäude
Am 11. Juni 1554 wurde ein Großteil der Stadt Luxemburg durch ein Feuer zerstört: Ein Blitz schlug in die Franziskanerkirche ein und brachte auf dem Dachboden gelagertees Pulver zur Explosion. Der Umbau des Rathauses begann erst im Jahr 1572, dank dem "Baumeister" der Stadt Adam Roberti. Es wurde 1573 fertiggestellt. In den Jahren 1683 und 1684 wurde das Rathaus bei der Belagerung Luxemburgs durch französische Truppen erneut schwer beschädigt. Während der Bombardierungen dienten seine Keller als Zufluchtsort für die Bewohner.
Im Jahr 1728 konnte die Stadt wieder in Reparaturarbeiten investieren. Im Jahr 1741 wurde das Rathaus durch den Anbau des Gebäudes La Balance vergrößert. Als die französische Verwaltung von 1795 bis 1814 in die Stadt zog, wurde das Rathaus zum Sitz der Präfektur des Forstamtes.
Ab 1817 wohnte und arbeitete der Gouverneur des Königs im Rathaus, das damals Hôtel de gouvernement genannt wurde. Im Jahr 1848 wurde es zum Sitz der ersten luxemburgischen Regierung. Zwischen 1825 und 1856 wurde es vergrößert, da die Regierung mehrere Häuser in der Umgebung des Gebäudes erwarb. Auch die Abgeordnetenkammer befand sich in diesem Gebäude, bis sie/es 1860 in das Gebäude rechts vom Palast verlegt wurde. Im zweiten Stock saß ab 1857 der neu geschaffene Staatsrat, daneben befand sich das Archäologische Museum, der Landwirtschaftsdienst und die Kommission für das öffentliche Unterrichtswesen. Im Jahr 1883 wurden die Räume anlässlich des Besuchs von König Großherzog Wilhelm III. der Niederlande und seiner Gemahlin in Luxemburg renoviert.

Die großherzogliche Kutsche vor dem Haupteingang des Palastes - Place du Marché-aux-Herbes (Krautmarkt), Luxemburg-Stadt, 1900er Jahre
Die Residenz des Großherzogs
Ab 1890 wurde das alte Rathaus die exklusive Residenz des Großherzogs Adolph. Der Palast wurde dazu einer umfassenden Renovierung unterzogen. Unter der Leitung des belgischen Architekten Gédéon Bordiau und des Staatsarchitekten Charles Arendt wurde ein zusätzlicher Flügel im Innenhof errichtet. Der Großherzog übernahm den Großteil der Kosten und ließ 1895 seine Möbel aus den Residenzen in Bieberich, Wiesbaden, Weilburg, Frankfurt und Wien heranschaffen.

Blick auf die Hauptfassade des großherzoglichen Palastes - 1890

Der großherzogliche Palast bei der Restaurierung - 1895

Volksfest vor dem großherzoglichen Palast mit Mitgliedern der großherzoglichen Familie auf dem Balkon um Großherzogin Regentin Maria-Anna in1909
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der großherzogliche Palast von den deutschen Besatzern beschlagnahmt und in einen Konzertsaal und eine Schlossschenke umgewandelt. Möbel, Schmuck und Kunstwerke wurden geplündert. An der Fassade wehten Hakenkreuzfahnen. Erst am 14. April 1945 konnten die Luxemburger der Großherzogin wieder auf dem Balkon des Palastes zujubeln, der dann zum architektonischen Symbol der Monarchie wurde. Das Innere des Palastes wurde 1964 von Großherzogin Joséphine-Charlotte von Grund auf renoviert.
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten in den Jahren 1991 bis 1996 erstrahlte der Palast wieder in altem Glanz.
Heute dient der großherzogliche Palast als Arbeitsplatz des Großherzogs. Auch die Verwaltung der Maison du Grand-Duc befindet sich im Palast und dessen Nebengebäuden.
Während des Sommers ist der Palast für die Öffentlichkeit zugänglich und Führungen werden vom Luxembourg City Tourist Office organisiert. Der gesamte Erlös kommt der Stiftung des Großherzogs und der Großherzogin (Fondation du Grand-Duc et de la Grande-Duchesse) zugute.

Wie kann man den großherzoglichen Palast besuchen?
Luftaufnahmen des großherzoglichen Palastes
Luftaufnahmen des großherzoglichen Palastes
Schloss Berg

In privilegierter Lage über dem Alzette-Tal gelegen, wurde das Schloss Berg seit dem Mittelalter oft umgestaltet und sogar abgerissen. Die Architektur des Gebäudes wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr geändert. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Schloss der exklusiven Residenz des Großherzogs vorbehalten.

Blick aus den Gärten auf die ehemalige Fassade von Schloss Berg im Jahr 1895

Ansicht des Innenhofs des ehemaligen Schlosses Berg, 1895
Von den frühen Anfängen bis zur Residenz des Herrschers
Die erste Erwähnung eines Herrn von Berg(he) stammt aus dem Jahr 1311.
Das Schloss Berg(he) wechselte oft den Besitzer, bis König-Großherzog Wilhelm II. die Ländereien 1845 von Baron Claude du Pasquier erwarb. Während der Herrschaft von König-Großherzog Wilhelm III. wurde das Schloss zahlreichen Umbauten im neugotischen Stil unterzogen.
Im Jahre 1891 wurden die Privatgüter des Königs vom Großherzog Adolph gekauft. In diesem Jahr zog Erbgroßherzog Guillaume IV. auf Schloss Berg, wo aus seiner Ehe mit der Infantin Maria Anna von Braganza sechs Töchter geboren wurden. Nach seiner Thronbesteigung ließ Guillaume IV. das alte Schloss abreißen und durch ein Gebäude ersetzen, das den Bedürfnissen der damaligen Zeit besser entsprach. Die Pläne für das neue Schloss wurden von dem Münchner Architekten Max Ostenrieder entworfen und von dem Luxemburger Architekten Pierre Funck-Eydt ausgeführt. Die Arbeit dauerte von 1907 bis 1911. Marie-Adélaïde und Charlotte lebten hier während ihrer aufeinanderfolgenden Regentschaften.

Beginn der Abbrucharbeiten am alten Schloss, 1907

Abriss und Wiederaufbau von Schloss Berg, 1910
Das Schloss im 20. Jahrhundert
Das Schloss ging 1934 in den Besitz des luxemburgischen Staates über, blieb aber die Residenz des Großherzogs. Das Schloss, das von einem Park umgeben ist, besteht aus etwa hundert Räumen, von denen ein großer Teil bewohnbar sind.
Während des Zweiten Weltkrieges richteten die deutschen Besatzer im Schloss eine Eliteschule für junge Mädchen ein. Die Umgestaltungen, die sie vornahmen, verursachten viel Schaden, und wie im großherzoglichen Palast wurden die Möbel und viele Kunstwerke enteignet. Noch heute sind an der Fassade auf der Gartenseite von Schloss Berg Einschusslöcher zu sehen, die vom Krieg zeugen.

Foto von Schloss Berg in den 1930er Jahren

Schloss Berg nach dem Wiederaufbau im Jahr 1919
Während der Restaurierungsarbeiten nach dem Krieg wohnte Großherzogin Charlotte mit ihrer Familie bis 1964 im Schloss Fischbach. Von 1964 bis 2000 residierten Großherzog Jean und Großherzogin Joséphine-Charlotte auf Schloss Berg.
Nach der Thronbesteigung von Großherzog Henri wurde Schloss Berg teilweise renoviert.
Da dem Großherzog der Schutz der Umwelt sehr am Herzen liegt, wird der Park nach ökologischen und nachhaltigen Prinzipien ohne Pestizide und mit Respekt vor der Natur gepflegt.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag laden der Großherzog und die Großherzogin Persönlichkeiten der luxemburgischen Gesellschaft zu Empfängen in den Garten des Schlosses ein.
Außenansichten von Schloss Berg

Galerie der Blumendekorationen und Gärten
Schloss Fischbach

Schloss Fischbach
Der Herrensitz Fischbach gehört zu den ältesten in Luxemburg und geht wahrscheinlich auf die Besitztümer der Abtei Echternach zurück. Der erste bekannte Herr, Udo de Fischbach, wird im Jahr 1050 genannt. Wie Schloss Berg ging auch Schloss Fischbach durch die Hände vieler Besitzer und erlebte zahlreiche Veränderungen, aber auch Zerstörungen, vor allem als es 1635 von den Polen, die der Armee des Herzogs François von Lothringen angehörten, niedergebrannt wurde.
Im Jahr 1850 erwarb König-Großherzog Wilhelm II. das Anwesen. Er ließ einen großen Teil der dortigen Industrieanlagen zerstören, die aus der Zeit stammten, als der letzte Besitzer, der Industrielle Auguste Garnier, das Anwesen an die belgische S.A. des Hauts Fourneaux verschenkt hatte. Im Jahr 1891 ging das Anwesen in den Besitz Großherzog Adolph über.
Während des Zweiten Weltkrieges machten die deutschen Besatzer das Schloss zu einem Erholungsort für Künstler und nannten es Künstlerheim Fischbach. Ein Großteil der Möbel und Kunstwerke wurde geplündert.
Ab 1945 war Schloss Fischbach der bevorzugte Wohnsitz von Großherzogin Charlotte, die dort bis zum Ende ihrer Tage lebte. Prinz Henri und seine Frau lebten dort von 1987 bis 2000, und Großherzog Jean und Großherzogin Joséphine-Charlotte zogen 2002 ins Schloss ein.
Seit dem Tod von Großherzog Jean im Jahr 2019 bewohnen der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin mit ihren Söhnen, den Prinzen Charles und François das Schloss.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Standorten ist Schloss Fischbach kein Staatseigentum. Die Instandhaltung und Renovierung wird aber für die Dauer, in der es als Residenz des Erbgroßherzogs, des stellvertretenden Lieutenant-Représentant oder des ehemaligen Großherzogs dient, vom Staat bezahlt gemäß des großherzoglichen Erlass vom 9. Oktober 2020 über die Maison du Grand-Duc.
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